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Traumbild

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Gehe_ueber_Wasser

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Wie konntest du?

Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich dich mit meinen Mätzchen und brachte dich zum Lachen.

Du nanntest mich "dein Kind" und trotz einer Anzahl von gekauten Schuhen und einigen Sofakissen,

die ich "ermordete", wurde ich dein bester Freund.

Wann immer ich "ungezogen" war, zeigtest du mir mahnend den Zeigefinger und sagtest: "Wie konntest Du?" - aber dann hattest du dich sofort erweichen lassen und rolltest mich zur Seite, um meinen Bauch zu kraulen. Meine Aufenthalte in der Wohnung wurden während deines Studiums immer länger, aber ich riss mich zusammen. Ich erinnere mich an jene Nächte, als ich mich an dich im Bett ganze nahe anschmiegte und dir zuhörte, wie du im Schlaf gesprochen hattest und ich glaubte, dass das Leben nicht vollkommener sein könnte. Wir gingen in den Park, um dort lange spazieren zu gehen oder um herumzutollen, wir fuhren mit dem Auto irgendwohin, kauften uns ein Eis (ich erhielt nur den Rest der Waffel mit ein wenig Eis, weil, "zuviel Eiscreme ist für Hunde nicht gesund", sagtest Du), und ich hielt im Sonnenstrahl, der durch die Balkontüre ins Wohnzimmer hinein schien, ein langes Schläfchen und wartete so, bis du von der Arbeit nach Hause kamst.

Allmählich verbrachtes du mehr Zeit auf der Arbeit als zu Hause mit mir, um "Karriere" zu machen. Auch verbrachtest du nun sehr viel Zeit damit, um einen "menschlichen Partner" finden zu können. Ich wartete immer geduldig auf dich, tröstete dich bei Liebeskummer und deinen Enttäuschungen und freute mich ebenso mit dir, als du Erfolg bei einer Frau hattest. Sie, jetzt ist sie deine Ehefrau, ist kein "Hundeliebhaber", aber trotzdem begrüßte ich sie in unserem Heim, respektiere sie und zeigte ihr, dass ich sie mag. Ich war glücklich, weil du glücklich warst!

Dann kam die Zeit, in der Babys zur Welt kamen. Ich teilte die Aufregung mit dir. Ich war von der glatten Haut und vom angenehmen Geruch des Babys fasziniert, so dass auch ich sie bemuttern wollte. Aber du und deine Frau dachten nur daran, dass ich den Kindern schaden und sie verletzen könnte. Daher musste ich die meiste Zeit nun verbannt in einem anderen Raum verbringen, Oh, wie ich sie lieben wollte, aber es war mir vergönnt, denn ich war ein "Gefangener der Liebe". Während sie anfingen zu wachsen, wurde ich ihr Freund. Sie zogen an meinem Fell, griffen auf wackeligen Beinen nach mir, stießen ihre Finger in meine Augen, forschten an meinen Ohren und gaben mir Küsse auf meine Schnauze.

Ich liebte alles an ihnen, besonders ihre Berührungen, weil Deine so selten wurden. Ich war soweit, dass ich die Kinder notfalls mit meinem Leben verteidigen würde. Ich war soweit, in ihre Betten zu schleichen, um ihren Sorgen und geheimsten Träume zuzuhören. Zusammen mit ihnen das Motorengeräusch deines Autos zu erwarten, während du in die Einfahrt fuhrst.

Vor langer Zeit, als man dich fragte, ob du ein Haustier hättest, zogst du aus deiner Brieftasche ein Foto von mir und erzähltest mit vollem Stolz über mich. Die letzten Jahre antwortest du nur noch mit "Ja" und wechselst das Thema. Ich war früher "Dein Hund" und bin heute "nur ein Hund"!

Dann hattest Du eine neue Karrieregelegenheit in einer anderen Stadt, und du und deine Familie zogen in eine Wohnung, in der Haustiere nicht erlaubt waren. Du hattest für dich und deine Familie die richtige Entscheidung zu finden, obwohl es einmal eine Zeit gab, in der "ich" deine Familie war. Mann oh Mann, hatte die Autofahrt Spaß gemacht, bis ich bemerkte, wo wir angekommen waren. Es roch nach Hunden und Katzen, nach Furcht und nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest Papiere aus und sagtest, dass du wissen würdest, dass man ein gutes Heim für mich finden würde. Die beiden Damen hinter der Theke zuckten mit den Achseln und zeigten dir einen geschmerzten Blick. Sie verstanden die Wirklichkeit, der ein Hund mittleren Alters gegenüberstand, ja sogar ein Hund mit "Papieren", Du hattest die Finger deines Sohnes von meinem Halsband lösen müssen, während er weinend schrie "Nein Papa, bitte lass mir meinen Hund nicht wegnehmen!" Ich wunderte mich in diesem Moment nur, wie du ihm gerade Lektionen über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortlichkeit beibringen konntest. Zum Abschied gabst du mir einen Klaps auf den Kopf, vermiedest dabei, mir in meine Augen zu schauen und lehntest höflich ab, mein Halsband und meine Leine mitzunehmen. Du hattest einen Termin einzuhalten, nun habe ich auch einen! Kurz nachdem du gegangen warst, sagten die zwei netten Damen, dass du vermutlich Monate voraus vom Umzug wusstest und somit auch eine Möglichkeit vorhanden gewesen sein musste, einen "guten Platz" für mich zu finden. Sie schüttelten ihre Köpfe und fragten sich ... "Wie konntest Du?"

Die beiden netten Damen widmeten uns ihre ganze Aufmerksamkeit, wann immer es ihre Zeit zuließ. Sie fütterten uns täglich und ausreichend, aber ich verlor meinen Appetit bereits vor Tagen. Anfangs, wann immer jemand an meinen Gehege vorbei ging, hetzte ich zur Frontseite und hoffte, dass du es bist, dass du deine Meinung geändert hättest und dass alles nur ein böser Traum war, oder ich hoffte, dass es zumindest jemand sein würde, der mich mögen könnte, der mich retten würde.

Aber die Wahrheit war, dass ich es nicht mit den liebenswerten, kleinen und so tollpatschigen Welpen aufnehmen konnte. Weltvergessen in meinem eigenen Schicksal zog ich mich in einer weichen Ecke zurück, hatte keinen Hunger mehr und wartete ab.

Eines Tages, es war am Nachmittag, hörte ich Schritte. Man holte mich ab, ich ging über einen langen Korridor, bis ich an dessen Ende einen Raum betrat. Es war ein seliger, ruhiger Raum. Die Frau platzierte mich auf einen Tisch, kraulte meine Ohren und erklärt mir, dass ich mich nicht zu sorgen hätte. Mein Herz schlug in voller Erwartung auf das, was da kommen sollte.

Gleichzeitig hatte ich ein Gefühl der Entlastung. Mir, dem Gefangenen der Liebe, gingen die Tage aus. Gemäß meiner Natur war ich mehr um die nette Frau besorgt, als um mich selbst. Ich erkannte, dass sie eine Belastung trägt, die tonnenschwer sein musste. Sie platzierte leicht einen Aderlass um mein Vorderbein, während eine Träne ihre Wange hinunterkullerte. Ich leckte ihre Hand in der gleichen Art und Weise, wie ich es bereits Jahre vorher tat, um dich zu trösten. Sie schob sachverständig die Nadel in meine Vene. Nachdem ich den Einstich und den Eintritt der kühlenden Flüssigkeit in meinen Körper verspürte, lehnte ich mich schläfrig zurück, schaute dabei in ihre freundlichen Augen und murmelte: "Wie konntest Du?". Möglicherweise verstand sie meine Hundesprache, denn sie sagte, "Es tut mir leid!". Sie umarmte mich hastig und erklärte, dass es ihr Job sei, mir einen besseren Platz zu verschaffen, wo ich nicht ignoriert, missbraucht oder verlassen würde. Einem Platz, an dem ich mich nicht verstecken müsse, einen Platz der Liebe und des Lichts, der so anders sei als auf Erden.

Mit meinem letzten Bissen von Energie wedelte ich mit meinem Schwanz und versuchte ihr so zu sagen, dass mein "Wie konntest Du?", nicht gegen sie gerichtet war. Ich dacht an dich, mein geliebtes Herrchen. Ich werde immer an dich denken und auf dich warten. Möge jeder dir in deinem Leben immer diese Loyalität zeigen.

Einige Worte des Autors:

Wenn "Wie konntest Du?" Tränen in Ihre Augen trieb, dann erging es Ihnen genauso wie mir, als ich dies schrieb. Jedermann ist es erlaubt diese Geschichte weiterzugeben, solange es einem nicht kommerziellen Zweck dient. Erklären Sie der Öffentlichkeit, dass die Entscheidung, ein Haustier in eine Familie aufzunehmen, eine wichtige für das Leben ist, dass Tiere unsere Liebe und unseren Respekt verdienen

Jim Willis.

 

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Ein_Freund

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Die Treue Des Hundes

" ... Der einzige, vollkommen selbstlose Freund, den ein Mensch in dieser selbstsüchtigen Welt besitzt, der ihn nie im Stich lässt und der sich nie als undankbar oder treulos erweist, ist sein Hund.
Der Hund steht zu ihm, in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit. Er schläft im eisigen Winter bei Sturm und Schnee auf dem kalten Fußboden, nur um seinem Herrn nahe zu sein. Er küsst die Hand, die ihn füttert, auch wenn sie keine Nahrung bereithält, er leckt die Wunden und Blessuren, die aus der Begegnung mit der Widerborstigkeit der Welt herrühren. Er bewacht den Schlaf eines Bettlers, als wäre dieser ein Edelmann.
Wenn alle anderen Freunde uns verlassen, harrt er an unserer Seite aus. Auch wenn Reichtum und guter Ruf schwinden, er ist beständig in seiner Liebe wie die Sonne auf ihrer Reise am Firmament. Wenn das Schicksal seinen Herrn zu einem Ausgestoßenen in dieser Welt macht, ohne Freunde und Obdach, erbittet der treue Hund keine größere Gunst, als ihn begleiten zu dürfen, um ihn vor Gefahren zu schützen und seinen Feinden mutig entgegenzutreten: Und wenn der letzte Vorhang fällt und der Tod seinen Herrn umarmt, wenn sein Leib in der kalten Erde bestattet wird, dann wird man den edlen Hund, ungeachtet dessen, ob alle anderen Freunde ihrer Wege gegangen sind, an seinem Grab finden, den Kopf zwischen den Pfoten, mit traurigen, aber wachsam geöffneten Augen, treu und wahrhaftig über den Tod hinaus."

(Senator George Graham Vest, "Eulogy on the Dog", Johnson Country Circuit Court, Warrensburg, Missouri.)

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Freie_Natur

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(Alb-) Traum eines Hundelebens

I.

„Lucky” lebte wie Millionen anderer Vierbeiner in einer Familie. Genauer gesagt, früher - als er noch ein Welpe war - da war es noch eine richtige Familie - so mit Mama, Papa und mit Tim, seinem besten Freund.

Sein Freund ist Tim auch heute noch! Wenn er doch bloß wieder mehr Zeit für ihn hätte. Denn seit Mama und Tim alleine leben, ist nichts mehr so wie es mal war. Mama geht schon morgens aus dem Haus, um Geld zu verdienen, wie sie sagt, damit Tim und er auch immer etwas zu futtern haben. Tim, ja der geht morgens auch früh weg. In die Schule. Er muss eine Menge lernen, damit er später auch einmal viel Geld verdienen kann. Nachmittags muss er seine Hausaufgaben machen, danach die Wohnung aufräumen und einkaufen. Abends geht er dann zum Fußballspielen oder zu seinen Freunden. Da bleibt für „Lucky” kaum Zeit.

Einmal war Tim krank. Er war so krank, dass Mama ihn in ein Haus brachte, wo ganz viele Kranke waren. Mama weinte und war ganz durcheinander. Lucky ging zu ihr und leckte ihr die Hand. Aber Mama schien es gar nicht zu bemerken. Sie murmelte vor sich hin: ”Wenn Tim morgen operiert wird, dann bringe ich ihm noch heute das Plüschschweinchen vorbei, welches ich gestern im Kaufhaus gesehen habe. Es soll sein Glückschweinchen sein und ihm im Leben als Talisman viel Glück bringen”. Lucky verstand von alledem nichts und ging traurig in sein Körbchen, weil Mama - ohne eines Blickes ihn zu würdigen - fortging, um das Schweinchen zu kaufen.

II.

So vergingen die Tage und „Lucky” war nun noch mehr allein. Ab und zu ging er mal in den Garten, um zu sehen, was so auf der Straße los war. Seine Hundefreunde kamen mit ihren Herrchen und Frauchen vorbei auf dem Weg zum Park, wo sie früher alle gemeinsam stundenlang gespielt hatten. Ach wie gerne wäre er mit ihnen gegangen! Und so schaute er sehnsüchtig hinter den anderen her und kratzte aus Langeweile Löcher in den Boden. Das eine Loch, ganz nah am Zaun war bald so groß, dass er schon ganz leicht den Kopf unter den Latten durchstecken konnte. Von hier aus konnte er ohne Mühe die Straße entlang bis zum Park schauen, wo er auf der Wiese seine Freunde toben sah.

Und dann, oh welches Glück kam Tim - sein Freund Tim - endlich wieder nach Hause. Wie hatte „Lucky” sich auf diesen Moment gefreut. Tim sah auch wieder ganz gesund aus und unterm Arm trug er sein Glückschwein. Doch schon sehr bald bemerkte „Lucky”, dass Tim ihn gar nicht mehr beachtete. Stundenlang saß Tim am Fenster, lächelte vor sich hin während er hinausschaute und streichelte dabei sein Glückschein, welches er immer mit sich herum trug. „Lucky” war verzweifelt, denn auch Mama kümmerte sich nicht mehr um ihn, sondern nur noch um Tim. Manchmal vergaß sie sogar, sein Futter hinzustellen.

So überlegte „Lucky”, wie er es wohl anstellen könnte, dass alles wieder so würde wie früher, wo alle ihn lieb hatten, mit ihm spielten und schmusten. .....Und dann, dann hatte er die Idee!

Tim war doch glücklich, wenn er stundenlang zum Fenster hinaus schaute weil er dabei lächelte. Denn wer lächelt der freut sich und wer sich freut, der ist auch glücklich. Das wusste er ganz genau, denn wenn er früher zwischen seinen Menschen über die Wiese tobte und dabei vor lauter Übermut mit allen Vieren gleichzeitig hin und her hopste, dann lachten sie alle und waren glücklich.......und er war auch glücklich, weil seine Familie es war!

Ganz einfach wäre das Problem zu lösen, dachte „Lucky”, wenn er doch auch ein Glückschwein wäre, dann würde Tim ihn in den Arm nehmen und streicheln. Er wäre bei seinem Freund und sie wären glücklich! Beide!

III.

Da fiel ihm ein, dass Mama im Schrank so einen alten rosé-farbenen Pullover mit Kapuze hatte. Am nächsten Tag, als Mama gerade zum Einkaufen gegangen war und Tim wieder einmal lächelnd zum Fenster hinausschaute, schlich er sich in Mama´s Schlafzimmer. Zum Glück war die Schranktür nur angelehnt, so dass es ein Leichtes für ihn war, sie aufzudrücken. Nach kurzem Suchen fand er den Pullover. Er lag zusammengefaltet ganz unten im Schrank. So konnte „Lucky” ihn mit spitzen Zähnen herauszuziehen. Dann legte er ihn glatt auf den Boden und kroch auf dem Bauch an ihn heran. Mit spitzer Schnauze hob er das Bündchen hoch und so schaffte er es schließlich nach ein paar vergeblichen Versuchen, sich in den rosé-farbenen Pullover hineinzurobben. Die Vorderpfoten steckte er rechts und links in die Ärmel und schüttelte sich einmal kräftig, damit die Kapuze auch über seinen Kopf fiel. So schaute er sich prüfend in Mama´s Spiegel an und gefiel sich schon ganz prima. Die Ärmel waren wohl ein wenig lang aber der Pullover reichte bis zur seinem Stummelschwanz und die Kapuze war so groß, dass er gerade noch mit seinen Augen drunter durch schauen konnte. Aber irgend etwas fehlte noch! ..... Ja richtig, eine schöne rosane Schweineschnauze würde ihm gut zu Gesicht stehen. Und da fiel es ihm auch schon ein, dass Mama gerade gestern erst so einen neuen schönen runden Schwamm gekauft hatte. Und der war? .....richtig! Rosa!

In rasantem Tempo konnte der kleine Junge, wenn er denn gerade nicht lächelnd mit seinem Glückschwein auf dem Schoß aus dem Fenster geschaut hätte, eine rosane Gestalt durch den Flur ins Bad huschen sehen. „Lucky” schnappte sich den Schwamm und knabberte mit seinen Zähnen zwei Löcher hinein. Den Schwamm in der Schnauze huschte er wieder zurück in Mama´s Schlafzimmer, um sich nun im Spiegel zu betrachten. Perfekt dachte er, und war glücklich, denn er gefiel sich in seinem neuen Kostüm saumäßig gut.

IV.

Da Tim immer noch an seinem Platz saß und Mama auch noch nicht zu Hause war, dachte sich „Lucky”, er wolle die Zeit nutzen und einen kleinen Ausflug machen, um zu überprüfen, ob sein Kostüm tatsächlich so gut war, dass die Leute ihn für ein Glückschwein halten würden. So verschwand er ungesehen durch den Garten unter dem Zaun hindurch. Er wusste, wenn dieses Experiment klappte, dann würde er ab sofort als Glückschwein immer bei seinem Freund Tim sein können und gestreichelt werden. Bei diesem Gedanken spürte er in sich ein unendliches Gefühl des Glücks .

Was er jedoch nicht wusste: Im ganzen Land war seit einigen Monaten in den Zeitungen, im Fernsehen und auch im Radio immer wieder die Rede von ein paar Rosahunden, die Menschen und auch Hunde gebissen, verletzt ja sogar getötet haben sollten. Dazu wurden im schönsten Rosa diese Hunde in überdimensionalen Fotos gezeigt. Die Bilder von gähnenden Hunden, bei denen man eindruckvoll Rachen und Zähne sehen konnten wie auch die Überschriften glichen sich landauf, landab. Es war die Rede von der rosanen Gefahr und dass die Menschen vor der dieser Rasse von Killerhunden geschützt werden müssten.

Aber von all dem ahnte „Lucky” als ganz normaler Familienhund nichts, als er frohgemut in seinem Glückschwein-Kostüm auf die Straße trat. Er trottete zunächst ganz gemächlich in Richtung Park, um seine Freunde zu besuchen.

V.

Es waren auch tatsächlich einige da, die ihn zunächst recht misstrauisch betrachteten. Da „Lucky” nach Schweineart zur Begrüßung in den höchsten Tönen quiekte, waren die anderen Vierbeiner äußerst verwirrt. Sie zogen sich etwas zurück und beratschlagten, was sie denn davon halten sollten. Einer meinte, das müsse wohl eine neue Schweinerasse sein: „Recht klein und mager mit Stummel- statt Ringelschwanz, aber die Farbe stimmt und quieken tut es auch! Vielleicht können wir mit ihm ein wenig spielen!”

So rannten die Hundefreunde auf den neuen Spielgefährten zu, um ihn zum Spaß ein wenig vor sich herzutreiben. „Lucky”, der das Hundeknäuel auf sich zufliegen sah, erschrak ganz fürchterlich. Vor lauter Angst überrannt zu werden und beim Toben sein Kostüm zu verlieren, rannte er so schnell er konnte weg, denn er wollte sein Geheimnis ja schließlich nicht verraten. Er lief immer schneller und erleichtert konnte er nach einer Weile feststellen, dass seine Hundefreunde in dieser Geschwindigkeit nicht mithalten konnten und nicht mehr zu sehen waren.

VI.

Laut hechelnd saß er auf dem Bürgersteig und schaute sich um. In seiner Eile hatte er gar nicht bemerkt, dass er in Richtung Innenstadt gelaufen war und mit Schrecken stellte er fest, dass er er beim Rennen - weil er ja schließlich auch mal Luft holen musste - seine schöne rosane Schwamm-Schweine-Schnauze verloren hatte.

Auch hatte er völlig die Orientierung verloren. Hier in der Gegend war er in seinem ganzen Leben noch nicht gewesen. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als irgendwie den Weg nach Hause zu finden. Vielleicht könnte er ja unterwegs mit einem hundefreundlichen Menschen in Kontakt treten. Wenn der die Telefon-Nummer an seinem Halsband sah, dann würde er bestimmt Zuhause anrufen und Mama würde ihn abholen. Und plötzlich sehnte er sich ganz doll nach seiner Familie und dem Körbchen mit seiner Decke. Auch fiel ihm ein, dass es heute Abend noch etwas besonders Gutes zum Abend-Fresschen geben sollte.

So kam es, dass „Lucky” in seinem Glückschwein-Kostüm den Weg durch die belebte Innenstadt nach Hause suchte. Sehr bald jedoch wunderte er sich über das eigenartige Verhalten der Menschen.

VII.

Alle die ihm entgegen kamen, hatten Schreck geweitete Augen, ruderten hektisch mit den Armen und rannten eiligst hinüber auf die andere Straßenseite oder um die nächste Häuserecke. Gerade kam eine Frau mit Kinderwagen genau auf ihn zu. Sie war mit ihrem Baby beschäftigt und hatte ihn wohl nicht bemerkt. Aus einem Fenster über ihr schrie eine hysterische Stimme: „Vorsicht! Schnell, schnell! Da kommt eine von diesen Bestien! Ein Rosahund! Die junge Frau wurde leichenblass, rieß ihr Baby aus dem Wagen und verschwand mit einem Satz im nächsten Hausflur.

„Lucky”, der vertrauensvoll und freundlich - mit seinem Stummelschwanz heftig wedelnd - auf die Frau zugelaufen war, erschrak ganz gewaltig, als die schwere Haustür mit einem „Rumms” ihm genau vor der Nase zugeknallt wurde. Ratlos stand er da und wusste gar nicht, was er davon halten sollte, hatte er doch nur die Frau mit dem süßen kleinen Baby begrüßen wollen.

Während er noch so überlegte, wie er denn jetzt nach Hause kommen sollte - langsam bekam er Hunger - kamen von hinten ein paar Jugendliche, die von der anderen Straßenseite die Flucht der jungen Frau beobachtet hatten, langsam herüber. Die Gesichter der Jungs schauten nicht gerade freundlich aus, als „Lucky” sich zu ihnen umdrehte. Wenn nicht sein Hunger schon recht quälend gewesen wäre, hätte er um die drei Gestalten einen Bogen gemacht, aber so dachte er, vielleicht wissen sie, wie ich Nachhause komme oder haben wenigstens ein Würstchen für mich.

VIII.

So ging er zwar zögernd aber freundlich wedelnd auf die Gruppe zu und erschrak sich fast zu Tode, als ihn ganz unvermittelt ein Stein am Kopf traf. Für einen Moment wurde ihm ganz schwindelig und als er sich eine Sekunde später wieder aufgerappelt hatte, sah er die drei schon über sich. Ehe er noch klar denken konnte, erhielt er von einem Knüppel einen derartigen Schlag auf den Rücken, dass er unter dem Schmerz zusammenbrach.

Die Jugendlichen schrieen und grölten: ”Diese Rosahund-Bestien müssen vernichtet werden. Das Volk muss vor diesen Killermaschinen geschützt werden. Die müssen endlich vernichtet werden!” Einer aus der Gruppe, der zufällig einen Benzinkanister bei sich trug, hatte die zündende Idee: „Hey Leute ist es nicht schon ganz schön dunkel geworden, sollten wir die Straße für die Leute die alle an den Fenstern stehen nicht ein bisschen besser erleuchten?” Mit diesen Worten öffnete er den Kanister. Ein wenig von der übel riechenden Flüssigkeit tropfte auf das Glückschwein-Kostüm von „Lucky” der immer noch auf dem Boden lag und vor Schmerzen wimmerte. Dieser ekelhafte Gestank ließ ihn seine letzte Kraft zusammennehmen. Mit einem Satz stand er wieder auf seinen Pfoten und trotz seiner Schmerzen, rannte er um sein Leben.

Er rannte und rannte, als wollte er bis ans Ende der Welt. Lange Zeit traute er sich nicht, sich umzuschauen, weil er Angst hatte, die Jugendlichen seien noch hinter ihm. Die jedoch waren ihm gar nicht nachgelaufen sondern hatten nur gelacht und waren frohgelaunt und grölend wegen der geilen Abwechslung ihrer Wege gegangen. Doch so schnell er auch lief, der widerliche Gestank haftete an ihm. Ihn wurde er einfach nicht los, ebenso wie die Angst, die sich in seiner Hundeherzen breit machte.

 

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Glueckliche_Kindheit

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IX.

Irgendwann, es war bereits ganz dunkel geworden, kam er an einem Spielplatz vorbei, der in Anbetracht der späten Tageszeit völlig leer war. Er war müde, sein Rücken tat ihm so weh, dass er kaum noch laufen konnte, und so beschloss er, sich unter dem Holzboden eines Klettergerüstes in den weichen Sand eine Mulde zu scharren und sich dort bis zum kommenden Morgen hinein zu legen. Trotz seines Hungers schlief er auch sofort ein.

Am nächsten Morgen wurde er durch das schrille Geschrei eines etwas dreijährigen Mädchens jäh aus dem Schlaf gerissen. „Mama, Maaamaaa, schau mal ein gefährlicher Rosahund ohne Maulkorb!” „Lucky” verstand die Welt nicht mehr. Er konnte einfach nicht verstehen, warum die Leute sich so hysterisch benahmen, denn er wollte nur eines: Einen netten Menschen finden, der ihn zu seinem Freund Tim brachte. Aufgeschreckt durch das Gezeter der Kleinen und durch die schlechten Erfahrungen des Vortages beschloss „Lucky” sich vorsichtshalber ins nächste Gebüsch zurückzuziehen. Seine Schmerzen im Rücken waren über Nacht nicht weniger geworden und so humpelte er von dannen.

In der Zwischenzeit hatte die Mutter ihr Kind in Sicherheit gebracht und per Handy die Polizei angerufen: ”Sie müssen sofort kommen! Auf dem Spielplatz an der Hauptstraße läuft ein aggressiver Rosahund herum. Als meine Tochter ihn fand, hat er sie gleich angegriffen. Ich konnte mein Kind gerade noch retten. Sie müssen die Bestie sofort erschießen, damit er nicht noch Kinder zerfleischen kann.”

X.

Ein paar Minuten später fuhren zwei Streifen- und zwei Mannschaftswagen vor. „Lucky” konnte aus seinem Versteck beobachten, wie ganz viele grün bekleidete Menschen aus den Autos ausstiegen. Die meisten von ihnen hielten längliche Gegenstände hoch, die vorne ein Loch hatten. Sie hatten sich im Halbkreis aufgestellt und kamen immer näher. Hinter dieser grünen Front hüpfte ein Mann mit einer Fotokamera ganz aufgeregt umher. „Lucky” kannte so etwas von den Sonntags-Ausflügen.

Man hatte einen Reporter gerufen, der sich die einmalige Chance nicht entgehen lassen wollte, der Menschheit in Wort und Bild die Vernichtung eines gefährlichen Rosahundes - selbstverständlich medienwirksam auf gemacht - zum nächsten Frühstück zu servieren. Das würde die Auflagenstärke der Zeitung und auch sein Gehalt erheblich erhöhen.

„Lucky” verstand das alles nicht. Ihm war trotz seines rosa Pullovers kalt und er wollte jetzt nur noch nach Hause. So raffte er sich auf und trat ganz langsam aus dem Gebüsch. Im gleichen Moment hörte man von weit hinten ein Raunen einer großen Menge Schaulustiger. „Da seht nur, die Bestie! Auf was wartet Ihr noch, erschießt sie doch endlich, bevor sie noch einen von uns anfallen kann!” Gleichzeitig rissen die „Grünen” die länglichen Gegenstände hoch und man hörte das ununterbrochene Surren des Motors der Fotokamera.

XI.

„Lucky „ war müde. Er war sooo müde und hatte plötzlich Angst vor den Menschen. Früher waren alle freundlich zu ihm. Was war bloß geschehen? Er war doch immer noch der gleiche! Er war doch immer noch „Lucky”! Er legte sich mitten auf den Weg. Die Schnauze auf den Boden. Er wusste nicht, was nun geschehen würde und wartete geduldig auf das, was da kommen sollte. Hoffentlich würde er bald nach Hause zu Mama und Tim können.

Der Kreis der „Grünen” mit ihren komischen länglichen Gegenständen wurde immer enger. Doch „Lucky” blieb liegen. Weglaufen hatte keinen Zweck, das erkannte er ganz genau. Die grüne Mauer schien undurchdringlich. Schräg vor ihm jedoch teilte sie sich plötzlich und auf ihn zu kam ein junger Mann mit einer Stange, an deren Ende eine Schlaufe befestigt war. Der junge Mann hatte freundliche Augen und sprach mit ruhiger Stimme zu „Lucky”: ”Komm mein Junge, jetzt bringe ich Dich erst mal weg hier. Du frierst und hast bestimmt auch Hunger. Deine Wunde am Kopf muss auch mal angeschaut werden.

„Lucky” war glücklich, endlich wieder einen freundlichen Menschen gefunden zu haben und schaute dem jungen Mann vertrauensvoll entgegen. Er bewegte sich nicht, nur sein Stummelschwanz wedelte zaghaft. Man legte ihm die Schlinge um den Hals und zog sie an. Ohne Widerstand ging „Lucky” mit dem jungen Mann mit. Der führte ihn an der grünen Mauer vorbei zu einem Transporter. Die meisten der grünen Männer beobachteten diese Aktion mit Hasserfüllten Augen. Nur bei ganz wenigen bemerkte „Lucky” ein unruhiges Flackern.

XII.

Der Hundefänger brachte ihn schließlich nach längerer Autofahrt in ein Industriegebiet und hielt vor einer großen Halle. Hier war er noch nie gewesen und er wusste auch nicht was er hier sollte. Dass das nicht der Weg nach Hause war, hatte „Lucky” bereits erkannt. Aber er vertraute dem jungen Mann, der würde ihm bestimmt bald helfen.

Als er dann jedoch durch eine Art Schleuse die Halle betrat, verschlug es ihm den Atem:

„Lucky” konnte nicht glauben, was er dort sah. In dem riesigen Raum waren auf dem Betonboden Reihen von Käfigen montiert worden.. Einer neben dem anderen!. Und in jedem dieser Käfige saß ein Rosahund. Wie gesagt, „Lucky” hatte von der Kampagne gegen Rosahunde bisher nichts mitbekommen. Aber beim Anblick dieser Menge, vor Aufregung laut bellender Rosahunde schaute er entsetzt an sich herunter. Er hatte immer noch Mamas alten rosé-farbenenen Pullover als Glückschwein-Kostüm an. Zwar war der nun schon etwas schmutzig und nach Benzin stank er auch, aber rosa ist nun mal rosa, musst sich „Lucky” eingestehen.

Mit Entsetzen erkannte er, dass er wahrscheinlich niemals mehr zu seiner Familie nach Hause kommen würde. Und in seiner Not fing er an zu jaulen. Er jaulte und jaulte all seine Not aus seiner Hunde-Seele hinaus. Alle Rosahunde waren plötzlich still und hörten ihm zu. Doch der junge Mann konnte „Lucky” leider nicht verstehen. Denn sonst hätte er „Lucky” schreien hören können:” Neeeeiiiiiin! Nein, ich bin gar kein Rosahund, ich wollte doch nur ein Glückschwein werden. Ich wollte nur wieder beachtet werden. Ich wollte nur wieder geliebt und gestreichelt werden! Woher wollt Ihr wissen, dass ich aggressiv bin? Nur weil ich rein zufällig rosa bin? Schaut mir doch in die Augen, Ihr Menschen! Ich bin kein Rosahund! Ich bin doch der liebe „Lucky!”

Doch sein herzzerreißende Jaulen nützte „Lucky” gar nichts. Der junge Mann schob ihn mit einem Tätscheln in einen freien Käfig. Danach schloss er die Tür mit den Worten: ”Tut mir leid, mein Junge, ich kann Dir leider nicht helfen. Die Gesetze sind nun mal so! Die Politiker haben beschlossen, dass die Stadt von Rosahunden befreit wird.

XIII.

Nun saß „Lucky” da in seinem neuen Domizil. Er hatte sich an die Zwinger-Stäbe gequetscht und schaute in das gleißende Licht der künstlichen Beleuchtung. Von hier aus konnte er weder das Blau des Himmels noch das Grün der Natur, das er so sehr liebte, sehen. In seinem neuen „Zuhause” gab es nur eine Holzpalette. Vergeblich suchte er eine weiche Decke, wie sie ihm Mama immer in sein Körbchen gelegt hatte. Auch ein Bällchen fand er nicht.

Müde, verzweifelt und immer noch hungrig, denn für die morgendliche Fütterung war er zu spät eingeliefert worden, rollte er sich in einer Ecke seines Käfigs zusammen. Er wollte nur noch eines, ganz schnell einschlafen, um dem nagenden Gefühl von Hunger und Einsamkeit zu entfliehen. In seinem Traum sah er seinen Freund Tim auf ihn zulaufen. Die Freude war riesengroß. Endlich, endlich wieder beisammen. Er sprang an dem Jungen hoch und der nahm ihn ganz fest in die Arme. Von hinten aus dem Nebel heraus tauchte dann auch Mama auf mit einem ganzen Teller duftender Würstchen.

Nachdem er sich den Bauch damit vollgeschlagen hatte, hörte er von irgendwo her die vertraute Stimme von Papa: ”Na, „Lucky”, sollen wir jetzt im Garten mit dem Bällchen spielen?” „Lucky” drehte sich mehrmals um sich selbst, weil er nicht erkennen konnte, woher die Stimme kam. Er hatte „seinen” Papa schon so lange Zeit nicht mehr gesehen! Als er hörte: ”Na komm doch mal her!”, vernahm er das Klappern einer Tür. Während er langsam wach wurde und in das künstliche Licht blinzelte, musste „Lucky” jedoch erkennen, dass es sich hierbei nicht um die Terassentür handelte sondern um die Zwingertür seines Käfigs. Vor ihm stand der junge Mann und ein älterer mit einer Brille auf der Nase. Er wusste nicht, wer das ist, aber den Geruch kannte er von den jährlichen Impfterminen beim Tierarzt.

XIV.

Der Brillenmensch hatte ihn genau untersucht, auch das Halsband, auf dem sein Name u. die Telefon-Nr. standen. Für sein Fell hatte er sich ebenfalls interessiert. Er hatte seinen Körper abgetastet und dabei gestutzt. Dann hatte er den rosé-farbenen Wollstoff hochgehoben und darunter gefühlt.

Er nahm sein Blatt zur Hand, schob seine Brille zurecht und zog die Stirn kraus. Lange beugte er sich so über die Seite, bis ein Ruck durch ihn hindurch ging und während er vor sich hin murmelte:” Sicher ist sicher....man weiß ja nie!”, notierte er:

lfd. Nr. der Liste: 487
Chip-Nr. des Hundes: bei Aufnahme keine
Name des Hundes: „Lucky”
zu vermitteln als: Kat.1
geschätztes Geburtsjahr: ca. 1997
Rasse: Rosahund (?)
Geschlecht: m
Aufnahme Halle am: 20.08.
Was „Lucky” nicht wusste: Dieser Ruck, der da durch den Brillenmenschen hindurch gegangen war, sollte sein ganzes weiteres Leben entscheiden.

XV.

Wortlos verließ der Bebrillte den Käfig und der junge Mann verriegelte die Tür hinter ihm. Er blickte „Lucky” freundlich an und sagte zu ihm: ”Leider kann ich Dir nicht helfen, die Gesetze sind nun mal so. Aber Kopf hoch, mein Junge, es wird schon werden!” Dadurch schöpfte „Lucky” wieder ein wenig Hoffnung. „Wenn mein neuer Freund das sagt, wird es sicher stimmen”, dachte er. Warum sollte er ihn auch anlügen, wo er doch immer ein freundliches Wort für ihn hatte.

So verging ein Tag nach dem anderen. Es war immer der gleiche Lärm durch das Gebell der unglücklichen Hunde. Es war immer das gleiche künstliche Licht. „Lucky” hatte im Laufe der vielen Wochen und Monate schon fast vergessen wie schön das Licht der Morgensonne sich in den Tautropfen der Gräser spiegelte. Er träumte oft davon, eines Tages wieder mit seiner Familie durch den Garten zu hüpfen und er wünschte sich nichts sehnlicher als bei ihnen und mit ihnen zusammen glücklich zu sein.

Doch jedes Mal wachte er irgendwann wieder auf und war immer noch in dieser schrecklichen Halle.

XVI.

Inzwischen hatte man ihn auch einem Wesenstest unterzogen. Dazu wurde er von anderen Hunden und auch von Menschen bedroht. Er sollte an einem Kinderwagen mit schmutziger Windel vorbeigehen, aus dem ein von einem Gerät für Hundeohren völlig verzerrtes Babygeschrei kam. Man spannte einen Regenschirm in nächster Nähe vor ihm au und viele verwunderliche Dinge mehr..

Doch „Lucky” ließ alles gelassen über sich ergehen. Oftmals schien es so, als sei er schon gar nicht mehr hier.

Obwohl er den Wesenstest bestens bestanden hatte, wurde er wieder in seinen Käfig in der Halle gesperrt. Was „Lucky” nicht wusste und was ihn hätte endgültig verzweifeln lassen. Er konnte nie wieder zu seiner Familie zurück.

Man hatte „seine” Mama und seinen Freund Tim für unzuverlässig erklärt, weil sie nicht gut genug auf ihn aufgepasst hatten, da er „ausbrechen” konnte.

So saß er wieder für eine lange Zeit in seiner Zelle und träumte sich so oft es eben ging in eine bessere Welt. Das jedoch gelang ihm immer seltener. Er konnte sich kaum noch an Mama und Tim erinnern. Er war mutlos, einsam.......

XVII.

Eines Tages wachte er auf. Irgend etwas war heute anders! Das Bellen der Rosahunde war aufgeregter als sonst! In der Luft lag eine seltsame Spannung.

Der junge Mann und der Brillenmensch gingen langsam durch die Reihen und schauten sich die Hunde aufmerksam an. Zu jedem Hund wurde ein Buchstabe notiert. Entweder ein „V” oder ein „E”. Bei „Lucky” angekommen, sagte der Bebrillte: ”Tja, an sich sieht der ja noch ganz ordentlich aus! Keine Leckekzeme - und entzündete Augen hat er auch nicht!. Aber dieser Stummelschwanz! Coupierte Schwänze sind eben nicht mehr gefragt. Auch wenn der Hund den Wesenstest ohne Abstriche bestanden hat, aber die Leute halten Hunde mit abgeschnittenen Schwänzen für noch viel gefährlicher. Den kriegen wir nicht vermittelt!”

Zu dem jungen Mann gewandt sagte er: ”Notieren sie ein „E”!.

Damit war die Begutachtung zu Ende und „Lucky´s” Leben auch.

Am nächsten Tag wurde er mit mehreren anderen Hunde abgeholt. Als er auf dem Tisch lag und die Injektion in seiner Vene spürte, leckte er dem Bebrillten die Hand..........

......während er sich mit Papa, Mama und seinem Freund Tim in dem feuchten Gras liegen sah, in dessen Tautropfen sich das Licht der Morgensonne spiegelte.

*Ende*

Diese Geschichte ist entstanden aus Fragmenten von (Zeitungs-) Berichten, die sich mir auf- Grund ihrer Ungerechtigkeit und Grausamkeit unauslöschlich ins Gehirn eingebrannt haben.

Jede Ähnlichkeit mit Begebenheiten und Handlungsweisen aus Gegenwart und Vergangenheit sind rein zufällig gewollt...

...auf das sich jeder mit einem noch so kleinen Funken Gewissen und Verstand angesprochen fühlen möge.

Die Verwendung und Weitergabe der Geschichte (unter Angabe des Autors) in ungekürzter Fassung zum Zwecke der Aufklärung ist ausdrücklich gewünscht.

22.02.2002 Sigrid Bojert

(priwall-hundehuette@web.de)

 

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