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Die Erziehung eines Leonbergers erfordert vom Menschen viel Einfühlungsvermögen, Geduld, Selbstbeherrschung und solide Kenntnisse der Verhaltensweisen eines Hundes.

Diese Kenntnisse kann man durch Fachliteratur und im Erfahrungsaustausch mit Hundehaltern erwerben, aber es ist viel Liebe zum Tier und Selbstbeherrschung notwendig, um diese Kenntnisse richtig umzusetzen und einen Leonberger sachgerecht und nicht vermenschlichend zu erziehen.

Je jünger ein Leonberger ist, um so leichter und schneller wird er sich unserem Willen unterordnen. Der oft gehörte Widerspruch, dass der «niedliche Welpe» erst zur Vernunft kommen solle, ehe er mit Lob und Tadel belästigt werde, entspringt Unkenntnis und falscher Einstellung zum Tier. «Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr»

Welpen und Junghunde machen in den ersten Lebensmonaten bestimmte Entwicklungsphasen durch, die wir kennen und für die Erziehung nutzen müssen.

Die ersten drei Wochen braucht der Leonberger-Welpe, um Gehör und Sehkraft zu entwickeln, am Ende der 3. Woche kann er schon laufen und beginnt, sein Lager und dessen Umgebung zu erkunden. In der Prägungs- oder ersten Sozialisierungsphase (etwa 4. bis 8 Woche) braucht er viele liebevolle Kontakte zu Menschen, und zwar zu verschiedenen Menschen, nicht nur zum Züchter.

Damit wird die Basis für den späteren Übergang in die Familie des Menschen geprägt. In der 8.Woche etwa beginnt die zweite Sozialisierungsphase. In diese Zeit fällt die Trennung von der Mutter und den Geschwistern. Unser Leonberger-Welpe muss jetzt vor allem Unterordnung lernen. Wir spielen viel mit ihm und können dabei schon spätere Erziehungsinhalte (Kommen, Suchen, Apportieren) anklingen lassen. In dieser Zeit sollte keinesfalls «dressiert» werden - aber der Mensch muss seine Stellung als Übergeordneter eindeutig herausstellen und behaupten.

Wenn irgend möglich, sollte unser Leonberger-Welpe in dieser Zeit auch mit anderen Hunden spielen, um die Verhaltensweisen eines Hundes, d. h. das Verhalten gegenüber Artgenossen. zu entwickeln. Die Rangordnungsphase beginnt etwa mit der 12, Woche, das Tier sucht und findet seinen Platz in unserer Familie. In dieser Zeit ist ein Leonberger-Welpe besonders formbar, Fehler, die wir jetzt machen, wirken sich unter Umständen lebenslang aus.

Wir müssen in unserer Erziehungsarbeit nicht hart, aber konsequent sein. In der Rudeleinordnungsphase (5. bis 7. Monat) wird das Verhältnis zum Leittier besonders geprägt. Wir üben vorrangig Unterordnung und Folgsamkeit. Die Pubertätsphase beginnt etwa im 7. Monat und ist mit einem Jahr abgeschlossen.

Rüden versuchen in dieser Zeit gerne, die bestehende Rangordnung zu ihren Gunsten zu verändern. Wir müssen ihnen beibringen, dass wir der Stärkere sind und dabei notfalls auch Zwang einsetzen.

Bei der Erziehungsarbeit müssen wir vermeiden, menschliche Logik auf unseren Leonberger zu übertragen.

Er kann nicht in unserer Art denken und Schlüsse ziehen, er ist weder raffiniert noch überlegt berechnend. Ein Leonberger handelt nach Instinkten und Reflexen und verarbeitet gemachte Erfahrungen. Je gründlicher und bedachter wir uns darauf einstellen, um so leichter werden wir ihn erziehen. Grundsätzlich beeinflussen wir Handlungen eines Leonbergers dadurch, dass wir alle unerwünschten Wege zu einem unangenehmen Erlebnis werden lassen und alle erwünschten Handlungen belohnen.

Wir können von einem Leonberger nicht annehmen, dass er eine bei einer bestimmten Situation gemachte Erfahrung auf eine andere Situation überträgt.

Er kann nicht wie ein Mensch denken und handeln und von einem Vorgang auf einen anderen schließen. Zusammenhänge wird er nur dann erfassen, wenn sie die ihn gelehrte Sache betreffen.

Bei der Erziehung von Leonbergern müssen wir ihre individuelle Veranlagung berücksichtigen.

Als Familienhund ist der Leonberger unter den heutigen Wohn- und Lebensbedingungen ein angenehmer Partner, der ohne Schwierigkeiten überallhin mitgenommen werden kann und der sich durch ausgesprochene Kinderfreundlichkeit auszeichnet. Er ist weder scheu, noch aggressiv. Als Begleithund ist er ein angenehmer, folgsamer und furchtloser Begleiter in allen Lebenssituationen. Zur geforderten Wesenfestigkeit gehören insbesondere: 

- Selbstsicherheit und souveräne Gelassenheit,

- mittleres Temperament (u.a.. auch Spieltrieb),

- Unterordnungsbereitschaft,

- gute Lern- und Merkfähigkeit,

- Lärmunempfindlichkeit.

Die dem Leonberger angeborene Bereitwilligkeit, sich dem Stärksten des Rudels unterzuordnen, ist die Grundlage für unsere Stellung als Erzieher.

Übernehmen wir bedacht und bewusst die Rolle des «Stärksten» als unumschränktes Leittier, wird sich fast jeder Leonberger unserem Willen, also unseren Anordnungen fügen. Lehnt sich ein Leonberger dagegen auf und versucht selbst Leittier zu werden, wird die Ursache dafür meist bei uns liegen, da wir uns nicht richtig durchgesetzt haben.

Wir dürfen niemals vergessen, dass wir mit unseren Erziehungsmaßnahmen vom Leonberger etwas verlangen, was ihm zunächst fremd und unverständlich ist.

Folgsamkeit, Stubenreinheit, Sitzen, bei Fuß gehen usw. sind wie viele unserer Forderungen in Verhaltensweisen des Hundes verankert, werden von uns jedoch in einem ganz anderen Zusammenhang als dem ursprünglichen verlangt. Dass der Leonberger dies erlernt, können wir nur durch Geduld und vielfache Wiederholung erreichen.

Vor jeder Erziehungshandlung müssen wir uns überlegen, was wir erreichen wollen.

Unsere Maßnahmen sollen bis zum Ende durchdacht sein und dürfen auf keinen Fall vorzeitig abgebrochen oder geändert werden, weil unser Leonberger es anders will oder Widerstand leistet. Ein Leonberger spürt sofort und nützt es aus, wenn sein Lehrherr experimentiert. Wir müssen aber auch wissen, wie weit wir bei jeder Erziehungsaufgabe unseren Leonberger beanspruchen können.

Alle Erziehung muss darauf abgestimmt sein, dass unser Leonberger das, was wir verlangen, als angenehm oder vorteilhaft, was wir ablehnen oder verbieten als unangenehm und nachteilig empfindet.

Natürlich denkt ein Leonberger nicht berechnend in Vor- und Nachteilen, aber er merkt sich bei genügender Wiederholung den Zusammenhang zwischen einer Handlung und ihren Folgen. Das müssen wir zu unseren Gunsten nutzen.

Die Erziehung eines Hundes ist eine ununterbrochene sich stetig wiederholende Arbeit.

Angeborene Reflexe und Instinkte lassen sich durch unsere Erziehung wandeln oder unterdrücken, jedoch niemals ausrotten. Bei jedem Rückfall müssen wir unsere Erziehungsmaßnahmen energisch wiederholen Eine berechtigte Ausnahme spielt die Zeit der geschlechtlichen Erregung. Der Arterhaltungstrieb setzt sich über alles hinweg und es ist zwecklos, ihn durch Erziehungsmaßnahmen oder gar Strafen unterdrücken zu wollen.

Unsere Erziehungsmaßnahmen dürfen wir im Einzelfall nicht übertreiben.

Wir können jeden Tag mit unserem Leonberger üben, aber wir sollten die einzelne Übung niemals länger als 10 bis 15 Minuten dauern lassen. Bei Überbeanspruchung wird unser Leonberger müde und unlustig Empfehlenswert ist es, mit den einzelnen Aufgaben zu wechseln und dazwischen längere Pausen einzuschieben.

In keinem Falle dürfen wir eine Übung dann ohne Folgen für den Leonberger beenden, wenn er seinen Willen durchsetzte. Sieger müssen stets wir bleiben, anderenfalls wird unsere Stellung als Leittier erschüttert.

Die grundlegenden Erziehungsmaßnahmen sollen durch den Herrn im Hause, durch das «Leittier» erfolgen.

Der Herr im Hause muss kein Mann sein, aber der Leonberger muss die Autorität spüren. Das Herrchen (oder Frauchen) lobt und straft, wenn auch oft indirekt, es muss für den Hund das höchste Wesen sein, das alles mit ihm machen darf und dem er bedingungslos ergeben ist. Das lässt sich nur durch persönliche Erziehung erreichen.

Andere Familienmitglieder müssen natürlich ebenfalls an der Erziehung eines Leonbergers mitwirken um so ebenfalls, aus Sicht des Leonbergers, einen höheren Rang im Rudel einzunehmen. Den selbstverständlich muss unser Leonberger Befehlen und Verboten aller Familienmitglieder gehorchen.

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Der Leonberger

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