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Grundvoraussetzung für die Verständigung zwischen Mensch und Hund sind Einfühlungsvermögen und solide Kenntnisse um hundliches Denken und Verhaltensweisen.

 Der Hund stammt von gesellig lebenden Wildformen ab. Unterordnung unter den Stärksten im Rudel ist eine angeborene Anlage. Der Mensch muss von Anfang der Erziehung an die Rolle des Leittieres übernehmen und gegebenenfalls auch gegenüber solchen selbstbewussten Hunden durchsetzen, die sich dagegen aufzulehnen versuchen. Geschieht dies richtig, wird unser Hund ein folgsamer guter Freund - geschieht dies falsch, entwickelt er sich zu einem verstörten und ängstlichen Wesen, das sich bei jeder Gelegenheit unserem Einfluss zu entziehen sucht.

Begriffe wie Moral oder Ethik haben für unseren Hund keine Bedeutung.

Ein Hund ist weder ehrlich noch falsch, weder gut noch schlecht, er kennt weder Schuldgefühl noch Dankbarkeit. Die Handlungen unseres Hundes werden von ererbten Anlagen, Reflexen, Trieben und eigenen Erfahrungen bestimmt. Werturteile darüber kann er nicht fällen, auch wenn es uns vermenschlichend manchmal so erscheint. Ein Hund, der nach einem unerlaubten Herumstreunen mit eingekniffenem Schwanz «schuldbewusst» nach Hause kommt, «weiß nicht, was er Unrechtes getan hat, sondern er hat nur die Erfahrung gemacht: Wenn ich heim komme, werde ich schlecht behandelt.

Unser Hund kann nur zwischen erlaubt und verboten unterscheiden.

Wenn ein Hund etwas unterlässt, was er eigentlich gern tun möchte, so nur deshalb, weil dieses Unterlassen angenehmer als sein Vorhaben ist - oder weil er die Erfahrung gemacht hat, dass die beabsichtigte Handlung zu unangenehmen Konsequenzen führt. Unser Hund wird nur dann etwas freiwillig oder gehorsam tun, wenn er gelernt hat, dass die Unterordnung unter unseren Willen zu Lob und Belohnung führt und der Widerstand zu Unannehmlichkeiten. Diese Erkenntnisse sind die Basis der gesamten Hundeerziehung.

Auch der Hund besitzt so etwas wie ein Gemüt.

Wer jemals zu einem Hund in engen Beziehungen stand, kennt Gefühlsäußerungen, die zweifellos mehr sind als Reflexe oder Instinkthandlungen. Viele Hunde spüren die jeweilige Stimmung ihres Herrn, ohne dass dies äußerlich erkennbar ist, und reagieren auch darauf, oft nur mit einer kleinen lieben Geste, die man verstehen muss.

Wir müssen uns darüber klar sein, dass ein Hund unsere Sprache nicht versteht.

Wahrscheinlich nimmt er nur die Klangfarbe der Vokale und das jeweilige Tongefälle auf. Das genügt jedoch für ihn, um unsere Absicht und unser Wollen zu verstehen, wenn wir unsere Worte durch Gebärden verdeutlichen. Ein Hund besitzt für unsere «Gebärdensprache» eine erstaunliche Feinfühligkeit. Handbewegungen, Gesten, die Sprache unserer Augen, unsere Körperhaltung, all dies von uns oft unbewusst mit dem Wort verbunden, deutet er richtig. Der Tonfall unserer Worte sagt ihm genau, ob es sich um einen Befehl oder ein Zeichen der Güte handelt.

Die Sprache des Hundes, sein Bellen, Knurren, Jaulen und Winseln müssen wir verstehen lernen.

Die Begrüßung eines Familienmitgliedes, die Ankunft eines Fremden, Futterneid, die Abwehr oder den Angriff von Artgenossen, das Stellen von angeschossenem oder das Meiden von gefundenem, gestrecktem Wild, Schmerzen, Unlust, Angst -, all das und noch viel mehr gibt er unterschiedlich in seiner Sprache kund. Im Laufe der Zeit werden wir lernen, diese Lautäußerungen richtig zu werten. Dann wissen wir, selbst wenn wir unseren Hund nicht sehen, was ihn treibt und bewegt. Die Kenntnis der Hundesprache ist besonders wichtig, wenn wir von ihm Wachdienste oder Hilfestellung bei der Jagd verlangen.

Bei der Wertung der Sinne eines Hundes müssen wir stets berücksichtigen, dass bei ihm Nase und Ohr die ausschlaggebenden Rollen spielen.

Hunde sehen schlechter als ein Mensch und besitzen einen wenig differenzierten Geschmack. Ihre Nase ist jedoch unvergleichlich viel aufnahmefähiger als die eines Menschen und ihr Gehör wesentlich empfindlicher. Mit Auge und Hand begreifen wir unsere Umwelt, mit Nase und Ohr formt sich der Hund die seine. So lebt ein Hund in einer ganz anderen Welt als wir. Es ist anzunehmen, dass die Verhaltensweise eines Hundes stark von Gerüchen beeinflusst wird.

Viele Handlungen unseres Hundes werden uns erst dann verständlich, wenn wir daran denken, dass er ein Rudeltier ist.

Das Aufsuchen von Menschennähe, der Widerwillen gegen das Alleinsein, die Verteidigung aller Familienmitglieder gegen Dritte, die misstrauische oder unfreundliche Behandlung fremder Besucher, die Begrüßungszeremonie, wenn ein Familienangehöriger hereinkommt, dies und vieles andere sind Rudelgewohnheiten. Wir müssen sie respektieren, jedoch durch Erziehung in uns zusagende oder tragbare Formen bringen.

Trennung vom «Rudel» erzeugt Schmerz. Das müssen wir berücksichtigen.

Bereits der Welpe, den wir aus seiner Hundefamilie lösen, ist zunächst unglücklich. Ein Wechsel des Herrn belastet besonders einen älteren Hund, und er benötigt einige Wochen, bis er sich der neuen Familie eingegliedert hat. Binden wir unseren noch nicht oder schlecht erzogenen Hund irgendwo an und entfernen uns, so wird er winseln oder jaulen, weil er sich vom Rudel ausgestoßen fühlt.

Selbst wenn sich Familienmitglieder auf der Straße oder bei einem Spaziergang nach verschiedenen Seiten entfernen, sich das Rudel also teilt, kann ein nicht angeleinter Hund in Konflikte geraten, wem er folgen soll. Es empfiehlt sich, daß ein Partner den Hund an die Leine nimmt und wartet, bis der andere außer Sichtweite ist.

Die Schwanzbewegungen eines Hundes sind das Barometer seiner jeweiligen gefühlsmäßigen Einstellung.

Zwischen den Beinen eingeklemmter Schwanz bedeutet unfreundliche, misstrauische, ablehnende Stimmung. Bewegungslos herabhängender Schwanz: Stimmung ungewiss. Gerade aufgerichteter Schwanz: Entwicklung kurzfristig wandelbar, Grundstimmung freundlich. Schwach wedelnder Schwanz Stimmung wird freundlich. Heftig wedelnder Schwanz: prächtige, freudvolle Stimmung.

Wird der Geschlechtstrieb bei Hund oder Hündin erregt, müssen wir uns damit abfinden, dass unser Freund vorübergehend zum «Wildtier» wird.

Erziehung, Abrichtung, Wachsamkeit, Vorsicht und vieles andere werden abgestreift, wenn der Trieb zur Arterhaltung im Vordergrund steht. Diesen Trieb müssen wir respektieren. Wohl können wir unseren Hund in solchen Tagen und Wochen einsperren und nur angeleint ins Freie führen, was oft zweckdienlich und notwendig sein wird. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, ihn für Handlungen zu bestrafen, deren Ursache die «Hundeliebe» ist.

Psychische Störungen sollten wir unserem Hund fernhalten.

Familienkrach, Ehezwist, Unruhe, Lärm, Poltern, aber auch Silvesterfeuerwerk und überlaute Musik, all das spürt unser Hund und reagiert darauf. Eine so komische Familie beunruhigt ihn und macht ihn nicht nur nervös, sondern es können sich auch Verhaltensstörungen, also echte Krankheiten, einstellen.

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Der Leonberger

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